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4.8.2005

Übersicht Tour Sommer 2005

6.8.2005

Freitag, 5.8.2005 – 5. Etappe

Tageskilometer: 65 Tageshöhenmeter: 2.099 Tagessattelstunden: 5:20
Tourkilometer: 319 Tourhöhenmeter: 6.094 Toursattelstunden: 23:04
Route: Ulrichen – Nufenenpass (2.478 m) – Airolo – Gotthardpass (2.108 m) – Andermatt
Wetter: Schön, am Abend in Andermatt Bewölkungsverdichtung und Regenschauer
Bei Sonnenschein, kaum Wind und angenehmen Temperaturen fährt man doch viel lieber los! Diesmal recht früh, Start 8:15, und im Schatten war es schon noch etwas kühl. Aber, es wurde sehr schnell warm, denn einrollen gab es nicht, es ging sofort bergauf. Eine Serpentine mit einem schönen Blick auf Ulrichen, dann hinein ins Aeginental. Es war richtig schön, kaum Verkehr, keine Wolke, viele Radler, wenn es doch immer so wäre... Der Pass ist zweigeteilt, erst eine Strecke relativ gerade im Tal (bergauf geht es aber schon), dann mehrere Serpentinen, die am Hang die letzten 400 Höhenmeter überwinden. Die sind allerdings recht lieblos in den Hang gefräst, wenn man das so sagen darf. Der Pass ist erst 1969 gebaut worden und der Lieblingsbaustoff dieser Zeit war nun mal Beton. Das sieht man der Straße auch an. Und es ist nicht nur ein Alpenübergang für Autos, Motorräder und Fahrräder, auch die pure Energie nutzt den Nufenenpass, genauergesagt die Stromleitungen, deren Ausbau den gestrigen Hubschrauberlärm verursachte.
Rückblick
Blick zurück auf Ulrichen
Aeginental
Erster Teil des Passes, im Aeginental
Stromleitung
Auch der Strom will
über die Alpen
Das steilste Stück war gegen Ende der "Gerade" im Aeginental, die Serpentinen fielen mir viel leichter. Wahrscheinlich auch wegen der Abwechslung, ich setze mir dann immer wieder Zwischenziele. So schaffte ich es auch bis hoch, gut, einige Pausen müssen sein, non-stop mit 25 kg Gepäck schaffe ich nicht. Aber es lohnt sich, auch mal den einen oder anderen Blick in die Umgebung zu werfen. Erst recht auf der Passhöhe, dort suchte ich den Hang, auf den ich gestern mit dem MTB fuhr, sozusagen für das Gegenfoto (es ist der Hang auf der anderen Seite des Rhonetals unter dem rechten großen Berg). Beeindruckend ist natürlich der Blick auf die Berner Alpen, von hier gesehen dominiert vom Finsteraarhorn (4.274 m, der höchste Berg in der Bildmitte) und dem "rechten großen Berg", dem Oberaarhorn (3.637 m, rechts daneben). Das obligatorische Passfoto durfte nicht fehlen, dann ging es etwas dicker eingepackt auf die Abfahrt – es war zwar sonnig, aber hier oben auf dem höchsten innerschweizer Pass (der Umbrail ist höher, hat aber nur eine Seite in der Schweiz) nicht unbedingt warm.
Serpentinen
Im zweiten Teil des Passes
Panorama
Panoramablick auf die Berner Alpen
Passfoto
Das Passfoto
Die Abfahrt ist ein bisschen nervig, denn die Straße ist hier aus Betonplatten zusammengesetzt, das gibt mitunter etwas heftige Schläge. Und so fuhr ich auch nur mit gebremstem Schaum die ersten Kilometer. Immer wieder Baustellen für die Stromleitung; es ist wohl wirklich etwas schwieriger, so ein Bauvorhaben im Hochgebirge durchzuführen. Glücklicherweise hat es sich dann irgendwann mit den Betonplatten und die Straße ist geteert, so wie sich das gehört. Da kann man die Landschaft doch etwas mehr genießen – und die ist es wert. Ab All' Acqua wurde es mir dann immer wärmer, aber ich wollte nicht länger stehen bleiben, da ich noch hoffte, Airolo vor der Mittagspause der Supermärkte zu erreichen. Deshalb düste ich auch ohne viele Fotos zu machen das Bedrettotal hinunter. Den nächsten Pass, den Gotthard, hatte ich schon lange vor Augen, da die neue Gotthardpassstraße ebenfalls mit viel Beton und wenig Rücksicht in die Landschaft gepflanzt wurde.
Ostseite
Die ersten Serpentinen der Abfahrt
Baustelle
Bald ist das ein Stromleitungsmast
Rückblick
Blick zurück zur Passhöhe
Und das, was man schon von weitem sieht, ist die "Wendeplatte Tornante di Fieud", offensichtlich der Stolz der damaligen Erbauer. Nun gut, andere Zeiten waren das halt. Wobei, zugegeben, von oben sieht das schon imposant aus, die weit herausragende Straße und tief darunter das Dörfchen Fontana – den Gegenblick habe ich fotografisch festgehalten. Mit dem Erreichen Airolos vor der Mittagspause war es jedoch leider Essig, aber ich hatte noch genügend Verpflegung dabei. Inzwischen glaubte ich auch dem Kalender, der standhaft behauptete, wir hätten Sommer – und war froh, eine Bank im Schatten gefunden zu haben. Airolo selbst ist nicht wirklich schön, es ist ein vom Verkehr geprägter Ort. Das merkt man besonders, wenn man die ersten Kilometer des Gotthardpasses zurückgelegt hat und auf das Tunnelportal zurückschaut.
Gotthardserpentine
Sicher kein "Römerweg"
Wie die meisten, die bergauf mit dem Rad fahren, nahm ich die alte Straße. Kurz hinter Airolo kam mir eine Gruppe Radreisender entgegen, einer wünschte mit einem süffisanten Lächeln "viel Spaß" – was das wohl zu bedeuten hat. Bald kamen die ersten Kopfsteinpflasterpassagen. In einer Serpentine machte ich Rast und schaute auf Airolo und die Leventina, als es auf einmal knatterte: Zwei Jugendliche mit Mofa und viel Gepäck wollten offensichtlich auch den Gotthard bezwingen. Na gut, jeder auf seine Art. Ich fuhr weiter, etwas oberhalb von Motto Bartola machte ich die nächste Pause. Diese Geländestufe oberhalb Airolos ist wirklich ordentlich verbaut mit der neuen, raumgreifenden Passstraße, der alten Straße und den Kasernenbauten. Es eröffnen sich jedoch hin und wieder interessante Perspektiven.
Airolo
Und sie alle warten darauf,
ins Loch fahren zu dürfen
Motto Bartola
Bergidylle
Straßen
Wo gehts hoch
und wo runter?
Aber das, worauf ich mich schon länger gefreut habe, sollte ja noch kommen: das berühmt-berüchtigte Kopfsteinpflaster der Tremola. Und dann, ein Stück weiter, nach einer kleinen Brücke ging es los mit den Serpentinen. Bergab ist das sicher kein Spaß, die entgegenkommenden Radfahrer sahen doch eher sehr konzentriert bis verkrampft aus. Bergauf hat es mich allerdings überhaupt nicht gestört. Hin und wieder eine Pause für Fotos und Luft schnappen – und dann eine Pause wegen außergewöhnlichen Gegenverkehrs. Ein Transporter mit Warnleuchte kam, und es folgte eine Postkutsche. Reise wie zu Zgraggens Zeiten (Alois Zgraggen war der letzte Postillon der alten Gotthardpost, die durch den Eisenbahntunnel abgelöst wurde). Heute ist es ein Spaß, der einige Franken kostet. Aber umsonst ist der Spaß für die, die zufällig auf der Gotthardstraße unterwegs sind und das Spektakel bestaunen dürfen. Fast schon modern wirkte da das graue Auto, das sich kurze Zeit später die Serpentinen hinaufquälte...
Tremola
Die Kehren der Tremola
Alte und neue Straße
Oben die neue,
unten die alte Straße

Postkutsche
Historisches Verkehrsmittel auf
historischem Verkehrsweg
Käfer
Und noch ein Oldtimer...
Noch ein paar Meter bis zur Passhöhe – und dort ist dann Jahrmarkt. Ist schon ziemlich verbaut dort oben, und was da an Schund verkauft wird, ist schon unglaublich. Schlimmer habe ich es nur auf dem Stilfser Joch erlebt. Allerdings gibt es auch Interessantes zu besichtigen. Das Museo Nazionale del San Gottardo informiert über die Geschichte dieses so bedeutsamen Passes, außerdem kann man, nach Anmeldung, die Militärfestungen besichtigen – schließlich war der Gotthard fast immer auch eine strategische Schlüsselstelle (Informationen unter www.gotthard-hospiz.ch). Nun, das Passfoto machte ich dann gut bewacht von einer Armee Bernardiner, dann galt es, die letzten Kilometer bis Andermatt zu bewältigen. Oben habe ich festgestellt, das sich eine Befestigungsschraube des Gepäckträgers gelöst hat, deshalb wählte ich die neue Straße, damit das Kopfsteinpflaster den Schaden nicht noch verschlimmert – großes Vertrauen in die Kabelbindernotlösung hatte ich nicht. Die Abfahrt nach Hospental war nicht sehr schön, denn es waren doch einige Autofahrer, die eben nicht ins Loch, sondern lieber über den Berg fahren wollten. Auf der Tremola hat man das nicht so gemerkt, aber nun war es schon störend. In Hospental musste ich noch die Inschrift am Eingang der Kapelle fotografieren, siehe unten. Mein Weg war klar: Morgen Oberalp ins Rheintal, und dann gleich wieder ins Tessin über den Lukmanier. Doch erst einmal Zelt aufbauen in Andermatt, unterhalb der Gemsstockbahn.
Passhöhe
Passfoto – gut bewacht
Mätteli
Das Mätteli
Kapelle Hospental
Wo gehst Du hin?
Beim Abladen des Fahrrades bemerkte ich dann, dass sich sogar zwei Befestigungsschrauben gelöst hatten. Ein netter Radfahrer aus Österreich, Zeltnachbar für eine Nacht, kannte das Problem und führte immer genügend Ersatzsschrauben mit sich, von denen er mir eine freundlicherweis überließ. Letztendlich musste ich jedoch dennoch den Radladen aufsuchen, da ich noch einen Abstandhalter benötigte, damit der Gepäckträger nicht in die Ritzel ragt. Das wurde repariert und war fortan kein Problem mehr. Problematisch wurde das Wetter: Es zog sich zu. Unklar war in den Wettervorhersagen (wieder die 162 und eine stumme Wettervorhersage im Schaufenster eines Elektroladens), wann der Regen kommen sollte, ob am Samstag oder am Sonntag. Auf jeden Fall sollte es im Tessin trocken bleiben, und das freute mich, denn das war ja mein Ziel für den nächsten Tag. Die Frage Samstag oder Sonntag klärte sich unglücklicherweise recht schnell, als schon in der Nacht einige Schauer fielen. Nun gut, zum Einschlafen ist das ja ganz schön.

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© Holger Rudolph