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Freitag, 5.8.2005 – 5. Etappe
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Das steilste Stück war gegen Ende der "Gerade" im Aeginental, die
Serpentinen fielen mir viel leichter. Wahrscheinlich auch wegen der Abwechslung, ich
setze mir dann immer wieder Zwischenziele. So schaffte ich es auch bis hoch, gut,
einige Pausen müssen sein, non-stop mit 25 kg Gepäck schaffe ich nicht. Aber es lohnt
sich, auch mal den einen oder anderen Blick in die Umgebung zu werfen. Erst recht auf
der Passhöhe, dort suchte ich den Hang, auf den ich gestern mit dem MTB fuhr,
sozusagen für das Gegenfoto (es ist der Hang auf der anderen Seite des Rhonetals
unter dem rechten großen Berg). Beeindruckend ist natürlich der Blick auf die Berner
Alpen, von hier gesehen dominiert vom Finsteraarhorn (4.274 m, der höchste Berg in
der Bildmitte) und dem "rechten großen Berg", dem Oberaarhorn (3.637 m, rechts
daneben). Das obligatorische Passfoto durfte nicht fehlen, dann ging es etwas dicker
eingepackt auf die Abfahrt – es war zwar sonnig, aber hier oben auf dem höchsten
innerschweizer Pass (der Umbrail ist höher, hat aber nur eine Seite in der Schweiz)
nicht unbedingt warm. |
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Die Abfahrt ist ein bisschen nervig, denn die Straße ist hier aus
Betonplatten zusammengesetzt, das gibt mitunter etwas heftige Schläge. Und so fuhr
ich auch nur mit gebremstem Schaum die ersten Kilometer. Immer wieder Baustellen für
die Stromleitung; es ist wohl wirklich etwas schwieriger, so ein Bauvorhaben im
Hochgebirge durchzuführen. Glücklicherweise hat es sich dann irgendwann mit den
Betonplatten und die Straße ist geteert, so wie sich das gehört. Da kann man die
Landschaft doch etwas mehr genießen – und die ist es wert. Ab All' Acqua wurde es
mir dann immer wärmer, aber ich wollte nicht länger stehen bleiben, da ich noch
hoffte, Airolo vor der Mittagspause der Supermärkte zu erreichen. Deshalb düste
ich auch ohne viele Fotos zu machen das Bedrettotal hinunter. Den nächsten Pass,
den Gotthard, hatte ich schon lange vor Augen, da die neue Gotthardpassstraße
ebenfalls mit viel Beton und wenig Rücksicht in die Landschaft gepflanzt wurde. |
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Und das, was man schon von weitem sieht, ist die "Wendeplatte Tornante
di Fieud", offensichtlich der Stolz der damaligen Erbauer. Nun gut, andere Zeiten
waren das halt. Wobei, zugegeben, von oben sieht das schon imposant aus, die weit
herausragende Straße und tief darunter das Dörfchen Fontana – den Gegenblick habe
ich fotografisch festgehalten. Mit dem Erreichen Airolos vor der Mittagspause war
es jedoch leider Essig, aber ich hatte noch genügend Verpflegung dabei. Inzwischen
glaubte ich auch dem Kalender, der standhaft behauptete, wir hätten Sommer – und war
froh, eine Bank im Schatten gefunden zu haben. Airolo selbst ist nicht wirklich
schön, es ist ein vom Verkehr geprägter Ort. Das merkt man besonders, wenn man die
ersten Kilometer des Gotthardpasses zurückgelegt hat und auf das Tunnelportal
zurückschaut. |
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Wie die meisten, die bergauf mit dem Rad fahren, nahm ich die alte Straße.
Kurz hinter Airolo kam mir eine Gruppe Radreisender entgegen, einer wünschte mit
einem süffisanten Lächeln "viel Spaß" – was das wohl zu bedeuten hat. Bald kamen die
ersten Kopfsteinpflasterpassagen. In einer Serpentine machte ich Rast und schaute auf
Airolo und die Leventina, als es auf einmal knatterte: Zwei Jugendliche mit Mofa
und viel Gepäck wollten offensichtlich auch den Gotthard bezwingen. Na gut, jeder
auf seine Art. Ich fuhr weiter, etwas oberhalb von Motto Bartola machte ich die
nächste Pause. Diese Geländestufe oberhalb Airolos ist wirklich ordentlich verbaut
mit der neuen, raumgreifenden Passstraße, der alten Straße und den Kasernenbauten.
Es eröffnen sich jedoch hin und wieder interessante Perspektiven. |
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Aber das, worauf ich mich schon länger gefreut habe, sollte ja noch kommen:
das berühmt-berüchtigte Kopfsteinpflaster der Tremola. Und dann, ein Stück weiter,
nach einer kleinen Brücke ging es los mit den Serpentinen. Bergab ist das sicher kein
Spaß, die entgegenkommenden Radfahrer sahen doch eher sehr konzentriert bis
verkrampft aus. Bergauf hat es mich allerdings überhaupt nicht gestört. Hin und
wieder eine Pause für Fotos und Luft schnappen – und dann eine Pause wegen
außergewöhnlichen Gegenverkehrs. Ein Transporter mit Warnleuchte kam, und es folgte
eine Postkutsche. Reise wie zu Zgraggens Zeiten (Alois Zgraggen war der letzte
Postillon der alten Gotthardpost, die durch den Eisenbahntunnel abgelöst wurde).
Heute ist es ein Spaß, der einige Franken kostet. Aber umsonst ist der Spaß für die,
die zufällig auf der Gotthardstraße unterwegs sind und das Spektakel bestaunen
dürfen. Fast schon modern wirkte da das graue Auto, das sich kurze Zeit später die
Serpentinen hinaufquälte... |
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Noch ein paar Meter bis zur Passhöhe – und dort ist dann Jahrmarkt. Ist
schon ziemlich verbaut dort oben, und was da an Schund verkauft wird, ist schon
unglaublich. Schlimmer habe ich es nur auf dem Stilfser Joch erlebt. Allerdings gibt
es auch Interessantes zu besichtigen. Das Museo Nazionale del San Gottardo
informiert über die Geschichte dieses so bedeutsamen Passes, außerdem kann man, nach
Anmeldung, die Militärfestungen besichtigen – schließlich war der Gotthard fast immer
auch eine strategische Schlüsselstelle (Informationen unter
www.gotthard-hospiz.ch).
Nun, das Passfoto machte ich dann gut bewacht von einer Armee Bernardiner, dann galt
es, die letzten Kilometer bis Andermatt zu bewältigen. Oben habe ich festgestellt,
das sich eine Befestigungsschraube des Gepäckträgers gelöst hat, deshalb wählte ich
die neue Straße, damit das Kopfsteinpflaster den Schaden nicht noch verschlimmert –
großes Vertrauen in die Kabelbindernotlösung hatte ich nicht. Die Abfahrt nach
Hospental war nicht sehr schön, denn es waren doch einige Autofahrer, die eben nicht
ins Loch, sondern lieber über den Berg fahren wollten. Auf der Tremola hat man das
nicht so gemerkt, aber nun war es schon störend. In Hospental musste ich noch die
Inschrift am Eingang der Kapelle fotografieren, siehe unten. Mein Weg war klar:
Morgen Oberalp ins Rheintal, und dann gleich wieder ins Tessin über den Lukmanier.
Doch erst einmal Zelt aufbauen in Andermatt, unterhalb der Gemsstockbahn. |
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Beim Abladen des Fahrrades bemerkte ich dann, dass sich sogar zwei
Befestigungsschrauben gelöst hatten. Ein netter Radfahrer aus Österreich, Zeltnachbar
für eine Nacht, kannte das Problem und führte immer genügend Ersatzsschrauben mit
sich, von denen er mir eine freundlicherweis überließ. Letztendlich musste ich jedoch
dennoch den Radladen aufsuchen, da ich noch einen Abstandhalter benötigte, damit der
Gepäckträger nicht in die Ritzel ragt. Das wurde repariert und war fortan kein
Problem mehr. Problematisch wurde das Wetter: Es zog sich zu. Unklar war in den
Wettervorhersagen (wieder die 162 und eine stumme Wettervorhersage im Schaufenster
eines Elektroladens), wann der Regen kommen sollte, ob am Samstag oder am Sonntag.
Auf jeden Fall sollte es im Tessin trocken bleiben, und das freute mich, denn das
war ja mein Ziel für den nächsten Tag. Die Frage Samstag oder Sonntag klärte sich
unglücklicherweise recht schnell, als schon in der Nacht einige Schauer fielen.
Nun gut, zum Einschlafen ist das ja ganz schön. |
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