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Donnerstag, 11.8.2005 – 11. Etappe
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Es waren nicht viele Radfahrer unterwegs, nur ein paar Rennradler
überholten mich. Die ersten schwer beladenen Kollegen sollte ich erst wieder im
Engadin sehen. Die Landschaft wurde grauer, der Himmel auch. Doch solange es nicht
regnete, war mir das relativ egal. Und es war wenig los auf der Straße, geradezu
Erholung gegenüber gestern. Nur einmal schnitt mich ein Wohnmobil unglaublich knapp,
obwohl kein Gegenverkehr drohte. Es war ein Italiener – eine Erfahrung, die ich noch
häufiger machen sollte. Die letzten Serpentinen waren nochmal steil, aus
irgendwelchen seltsamen Gründen fallen mir die letzten Meter immer am schwersten,
obwohl das Ziel schon vor Augen ist. Die Passlandschaft ist dann endgültig eine
Geröllwüste; doch hässlich finde ich es nicht. Es ist halt etwas rauer als das
Tessin. Außerdem auch etwas kälter. Bevor ich die Handschuhe und die Jacke anzog,
war noch das Passfoto fällig, dann wartete die Abfahrt ins Unterengadin. Und es
wartete der Regen? Die Wolken wurden immer dichter und dunkler und so langsam
beschlich mich das Gefühl, dass ich auf dieser Etappe auch mal nass werden könnte. |
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Schon auf den ersten Metern der Abfahrt dachte ich mir: "Gut, dass Du hier
nicht hochfahren musstest". Es wirkte viel steiler als die Nordseite. Zudem liegt
Susch tiefer als Davos. Egal, ich fuhr ja bergab. Und die Sonnte zeigte sich sogar
für kurze Augenblicke zwischen den Wolken. Im ersten Teil in baumfreien hochalpinen
Gelände hatte ich noch ein wenig mit der Kälte zu kämpfen, je tiefer es ging, desto
besser wurde es. Dann kam eine Geländestufe, zwei Serpentinen und dann eine geradezu
endlose Gerade entlang des Hangs durch das Val Susasca. Bergauf wäre so etwas die
Hölle. Erst kurz vor Susch kamen dann, angekündigt durch das dritte
"10-%-Gefälle"-Schild wieder ein paar Serpentinen, und erst recht spät konnte ich zum
ersten Mal für dieses Jahr ins Engadin blicken. Die letzten Meter rollte ich ins Tal
und hatte natürlich keine Ahnung, wie dieser Ort nur 10 Tage später aussah: Mehrere
Häuser weggerissen, auch die Straßen und die Bahn unterbrochen – das Unterengadin
und auch Susch gehörten zu den am stärksten betroffenen Gebieten der Unwetter vom
August 2005. |
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Mir dagegen zeigte sich in Susch sogar mal wieder die Sonne. Also
Mittagspause im Freien, die Abfahrtsklamotten waren nicht mehr nötig, die Sonne
wärmte nicht schlecht. Dann kam eine SMS meines Neffen: "Hier [also in Pontresina]
regnet es in Strömen. Sollen wir Dich abholen?" Regen? Abholen? Nach gerade mal
50 km? "Hier scheint die Sonne, ich komme mit dem Rad". Und zwar zunächst ein Stück
auf dem Innradweg bis Zernez. Erst war er asphaltiert, dann ging es am Waldrand
etwas bergauf und bergab auf Schotterwegen. In Zernez entschloss ich mich, auf der
Kantonsstraße zu bleiben, der Veloweg führte mit einigen Gegensteigungen auf der
anderen Seite des Inn durch den Wald, aber ich hatte ja ein Ziel und wollte nicht
mehr allzuviel Zeit verschwenden. Neben einem Ziel hatte ich jedoch bald auch wieder
einen alten Gegner: Den Wind. Zwischen Zernez und Cinous-chel war ich noch ab und
zu durch Wald und Kurven geschützt, aber ab S-chanf in der Ebene knüpfte er fast an
glorreiche Simplonzeiten an. Mit dem Unterschied, dass er damals strahlenden
Sonnenschein brachte, hier wurde es immer dunkler und trüber, je näher ich St.
Moritz kam. Hier oben fuhr ich wieder auf dem Innradweg, zum Teil führte er direkt
neben der Straße und war asphaltiert, zum Teil folgte er dem Inn und war nicht
asphaltiert. Ab Bever begann es zu regnen. Wie schön. Dafür war es nicht mehr weit.
Der Flugplatz Samedan glänzte nicht gerade durch regen Betrieb, das sieht ganz
anders aus, wenn im Winter oder im Sommer die High-Society-Events in St. Moritz
stattfinden. Ich bog jedoch ab, vorbei an Muottas Muragl in Richtung Pontresina. Der Regen hörte wieder auf, sogar der Piz Palü war zu erahnen und bis zum Camping Plauns war es nicht mehr weit, die letzten Höhenmeter merkte ich kaum. Dann noch die letzten Meter von Pontresina in Richtung Berninapass, durch das Kieswerk und ich war auf dem Campingplatz. Schnell hatte ich den Wohnwagen meiner Eltern gefunden – doch meine Neffen warteten am anderen Ende des Platzes, also nochmal los, dorthin. Der Zeltaufbau gestaltete sich wie immer auf dem Camping Plauns etwas schwierig, schließlich hatte ich keinen elektrischen Bohrer dabei wie einer der Nachbarn. Gut, den Job der Häringe übernahmen also dicke Steine, das funktioniert ja auch. |
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