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Sonntag, 8.6.2008 – 12. Etappe
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Na endlich, das Wetter sah ziemlich gut aus, keine dicken Wolken in den Bergen.
Heute also die Cannobio-Centovalli-Runde. Frühstück in der Jugendherberge, dann suchte
ich wieder einen neuen Weg in Richtung Locarno. Kurz vor Locarno registrierte ich, dass
irgendwas nicht stimmt. Hm, irgendwie ein schwammiges Fahrgefühl am Hinterrad. Aha, platt.
Die erste Panne auf der 12. Etappe, das ist okay. Den Übeltäter, einen kleinen Stahlstift,
fand ich schnell, Schlauch wechseln, Hände waschen und weiter gings. |
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Ich wusste noch vom letzten Jahr, dass es in Bahnhofsnähe in Locarno einen
Coop-Pronto gab, dort wollte ich mein Mittagessen kaufen. Aber denkste, nix war, der
Laden war zu. Dann doch teurer Bahnhofskiosk – doch nein, im Bahnhof gab es einen "Avec",
so heißt die Bahnhofs- und Tankstellenladenkette der Migros. Das als Tipp für
Schweizreisende: Diese Coop-Pronto und Avec bieten Lebensmittel zu normalen
Supermarktpreisen an, haben aber auch Sonntags geöffnet. Meist bei Tankstellen, manchmal
aber auch in Städten zu finden. Eine kurze Visite der "UBS-Arena" (so hießen die kostenpflichtigen Mit-anderen-im-Regen- Fernsehen-Plätze): die Tränen nach der unglücklichen Niederlage der Schweiz gegen Tschechien waren getrocknet. Was bleibt: Die Piazza Grande ist ein wirklich schöner Platz. Warum nur ist dieser Platz dauernd mit Leinwänden, Tribünen und sonstigem Kram verbaut, wenn ich hier bin? Fußball, Filmfestival etc., mal sehen, was mich das nächste Mal erwartet. |
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Zum x-ten Mal fuhr ich nach Ascona, allerdings ausnahmsweise mal nicht
zum Nationalmannschaftsquartier, die waren ja in Klagenfurt. Um sie zu sehen, war es wichtig,
dass ich am Abend wieder rechtzeitig in der JH ankomme. Für die Uferpromenade und ein
weiteres Panoramafoto, diesmal mit abfahrendem Schiff, reichte es aber. Ist ja auch
wirklich schön dort! |
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Auf der Uferstraße zwischen Ascona und Cannobio blieb ich ebenfalls ein
paar mal stehen, um Fotos zu schießen. Ist ja auch in alle Richtungen schön dort. |
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Um Punkt 12 Uhr erreichte ich Cannobio, na klar: Mittagspause. Vor der Kirche,
einige Teile der NZZ am Sonntag konnten "vernichtet" werden, ebenso natürlich die
Brötchen, der Kartoffelsalat etc. |
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Gestärkt konnte ich den Pass angehen. Und der begrüßte mich auch recht bald
mit einer 10-%-igen Steigung. Glücklicherweise war die nicht allzu lang. Steilere
Stücke wechselten sich mit flacheren ab, insgesamt ist das ein angenehm zu fahrender
Pass. Grün. Um mal in einem Wort das Hauptcharakteristikum zu nennen. Die Sonne kam
jetzt immer öfter zum Vorschein, und das dichte Grün ließ mich fast glauben, im
tropischen Regenwald zu sein. Die Berge dicht bewaldet, die Täler auch, dazwischen
ein paar kleine Dörfchen und Sträßchen – und natürlich auch Motorradfahrer, denn
auch die lieben kleine Straßen und schöne Pässerunden. Wenn sie dazu auch noch
Geschwindigkeit lieben, wird es unangenehm, und das wurde es mehrfach, leider. |
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Und irgendwann erreichte ich die Passhöhe des … ja, wie heißt er eigentlich?
Meine Karte des von swisstopo, 1:100.000, mit Höhenlinien und sehr detailliert, hat da
nichts verzeichnet, selbst die Höhe steht nicht drin. Bei Recherchen im Internet stieß
ich auf die Namen Passo dello Scopello, Piano di Sale und Passo Piano di Sale. Und oben
auf dem Pass steht "Passo Marco Pantani", allerdings ohne Höhe. Was die Höhe angeht, so
einigte ich mich auf 960 m. Was den Namen angeht, bin ich noch nicht zu einem
Ergebnis gekommen. Vielleicht kann mir einer der Leser weiterhelfen? |
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Die Abfahrt nach Malesco war kurz, man konnte schon bald ins
Centovalli sehen. Aber steil, die Nordseite ist zwar die kürzere Seite dieses Passes,
aber definitiv die steilere. Da mein Rad glücklicherweise über eine Vorderrad- und
eine Hinterradbremse verfügte, stellte mich die Abfahrt nicht vor allzu große Probleme … |
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… bis ich ein seltsames Geräusch am Hinterrad wahrnahm, ich befürchtete sofort das,
als was es sich herausstellte: Ein Speichenbruch. Na super, die zweite Panne,
und leider etwas gravierender als der Plattfuß heute morgen. Eine Ersatzspeiche hatte
ich natürlich nicht dabei. Also beschloss ich, bis Malesco weiter abzufahren (was
anderes blieb ja auch kaum übrig) und dort mit der Bahn nach Locarno zu fahren. Was
etwas schwierig werden könnte, schließlich nimmt die Centovallibahn auf Schweizer
Seite keine Fahrräder mit. Vielleicht konnte ich ja die Verantwortlichen mit meiner
Notlage überreden Das scheiterte schon am Bahnhof von Malesco. Dort wollte mir der italienische Angestellte partout keine Karte verkaufen, die weiter führte als bis zum letzten Ort in Italien, Re (das waren gerade mal 2 Kilometer). Nach einigem Hin und Her, nicht gerade erleichtert durch mein Bruchstückitalienisch, entschloss ich mich, mit dem Rad weiterzufahren. Bzw. zu rollen, es ging ja bergab. Vielleicht reichte es ja bis Locarno ohne, dass sich die Situation verschlimmert. Vorsichtig fahren war angesagt, kein Abfahrtsspaß. Und dazu begann es noch zu regnen. Trotzdem, Fotos von der seltsamen Wallfahrtskirche in Re musste ich natürlich machen. Übrigens gibt es neben Re nur noch drei weitere Orte in Italien, deren Namen nur aus zwei Buchstaben bestehen: Lu, Ne, Ro und Vo (drei? Na gut, vier). |
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Knappe 30 km mit gebrochener Speiche musste ich noch fahren, leicht
schleifende Hinterradbremse, glücklicherweise ging es fast nur bergab. Genießen konnte
ich diese Abfahrt aber nicht, obwohl es eigentlich eine sehr schöne Abfahrt ist, nur
leichtes Gefälle. Zur gebrochenen Speiche kam der Regen, allerdings störte der mich
nicht so, das konnte ja nur ein kurzer Schauer sein. Kurz war er, aber heftig! Immerhin
sind die Ortliebtaschen wirklich dicht, das war der Härtetest. Als ob jemand
Badewannen ausgekippt hätte! Aber tatsächlich, bald war es vorbei und ich eierte im Sonnenschein die letzten Kilometer in Richtung Locarno. Vorbei an Intragna, vorbei an vielen schönen Fotomotiven, fast alle blieben unbehelligt von meiner Kamera, ich wollte so schnell wie möglich nach Locarno zum Bahnhof. |
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In Locarno verpasste ich die S-Bahn nach Bellinzona nur um wenige Minuten,
na ja, dann musste ich eben noch eine halbe Stunde warten. Die nutzte ich zum
shoppen (Postkarten, Essen, Trinken etc.). In Bellinzona regnete es auch ein wenig,
nach dem Wolkenbruch von vorhin konnte mir das allerdings nur ein müdes Lächeln abringen.
Schnell duschen, Schuhe mit Zeitungen ausstopfen und runter in die JH-Arena,
Deutschland-Polen stand auf dem Programm. Eine überzeugende Leistung der deutschen
Mannschaft, eine weniger überzeugende der polnischen, der beste Pole auf dem Platz schoss
beide Tore. Am Abend noch das Spiel Österreich-Kroatien mit Toni Polster als
Co-Kommentator – das war eine lustige Angelegenheit. |
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