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Dienstag, 10.6.2008 – 13. Etappe
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Ein Blick aus dem Fenster: Blauer Himmel! Hervorragend, schnell frühstücken und
dann los. Zwei Pässe wollte ich heute bewältigen, den Gotthard und den Oberalp. Das
sollte auch zu schaffen sein. Ich fuhr so früh los wie noch nie auf dieser Tour, um 7:50
Uhr. Zunächst ging es nur bergauf, logisch. Bis Motta Bartola musste ich
die alte Straße mit ihrem Kopfsteinpflaster nehmen. Unterwegs machte ich ein Foto,
dass ich fast jedes Mal geschossen habe, wenn ich mit dem Rad hier war: Das Fahrrad über
Airolo. |
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Ab Motta Bartola wechselte ich auf die neue,
in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaute Straße. Letztes Jahr war ich die
Tremola hochgefahren, da wollte ich ein wenig Abwechslung. Das war sicher mal eine
schöne Alplandschaft hier bei Motta Bartola, inzwischen ist es komplett verbaut.
Militär, alte Straße, neue Straße, fast mehr Beton als grün … |
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Ein bisschen länger ist die neue Straße im Vergleich zur Route durchs
Val Tremola, dafür ist sie nicht steiler als 10 %. Angenehm zu fahren wegen der
gleichmäßigen Steigung, und (insbesondere bergab) natürlich auch wegen des Belags, bei
aller Begeisterung über die historische Tremolastrecke, ein großer Spaß ist das
Kopfsteinpflaster nicht. |
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Lange, lange steigt die Straße gleichmäßig hoch über dem Bedrettotal an.
Dann plötzlich macht sie kehrt. Und das geschieht mittels einer monströsen Serpentine.
Mussten sich die Erbauer der ersten Alpenstraßen noch mühsam am Gelände orientieren,
konnte man beim Bau der neuen Gotthardstraße dank Beton das Gelände dem Straßenverlauf
anpassen. Die Wunden, die diese Betonschneisen ins Gelände schlugen, kann man schon
von weit unten aus der Leventina sehen. "Alte" Passstraßen fallen dagegen in der
Landschaft kaum auf. Dennoch ist der Blick von bzw. durch diese Stelzenserpentine auf seine Art beeindruckend. Das symmetrisch angeordnete Dörfchen Fontana gleichsam im Loch der Kurve, die Blicke hinauf zum Nufenenpass und natürlich auch die Gotthardstraße rauf und runter … das hat schon was. |
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Es folgte wieder eine ewige, gleichmäßig steigende Strecke, aber in die
andere Richtung. Und auch diese endete in einer Serpentine. Diesmal war es eine
Serpentine mit Kiosk, Parkplatz und grandiosem Blick. Das Straßengewirr der Motta
Bartola, Airolo mit seinen Bahn- und Straßenanlagen, die obere Leventina, alles
auf einem Foto. Auch die Kieler Reisegruppe, die einem Bus entsprang, war begeistert
und konnte allerdings nicht so richtig verstehen, wieso man hier mit dem Fahrrad
hinauffahren muss, inkl. Hausstand. |
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Nun war es fast schon geschafft. Vom Kiosk führt der Rest der Strecke
fast ausschließlich durch Tunnel bzw. Galerien. Im Tunnel sieht man gar nix, ist auch
nicht allzu angenehm zu befahren mit dem Rad, aber beleuchtet. Von den Galerien
kann man die ganze Zeit schöne Blicke auf die alte Kopfsteinpflasterstraße durch das
Val Tremola genießen (noch ein Vorteil der neuen gegenüber dieser alten Straße).
Und natürlich Fotos machen, siehe unten. |
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Um kurz nach 10 war ich oben auf der Passhöhe. Mein Schnitt lag bei
sagenhaften 8,2 km in der Stunde, die Maximalgeschwindigkeit bei 20,7 km/h (erreicht
auf der leicht abfälligen Strecke von der Straße hin zum Hospiz). Dort hielt ich mich
diesmal nicht lange auf. Das Museum hatte ich letztes Jahr schon besucht, ansonsten
ist es nicht besonders einladend hier oben. Zudem wurde ich von der Schlagermusik der
Hundepuppenverkäuferin zugedröhnt. Also schnell abfahren. |
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Die Abfahrt nach Andermatt war schön und schnell, die
Durchschnittsgeschwindigkeit erhöhte sich sekündlich. Viele Pausen machte ich nicht,
ich kannte den Pass ja und die Fotos habe ich alle irgendwann schon einmal gemacht.
Ganz ohne ging es natürlich nicht, die Auswahl folgt unten. |
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Den nächsten Pass konnte ich schon sehen, ein Zug kam gerade vom
Oberalppass herunter nach Andermatt. Da wollte ich nachher rauf fahren. Auch nicht
zum ersten Mal, der Oberalp ist ebenfalls ein bekannter Pass, und kein allzu schwerer
dazu. Doch zunächst machte ich in Andermatt am Bahnhof meine Mittagspause. Verpflegung
kaufte ich im Coop, drehte dann eine Ehrenrunde durch den Ort, fand keine geeignete
Mittagspausenbank und nahm dann die schon öfters bewährte Bank am Bahnhof. Bahnhöfe
sind ja was schönes. |
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Die Straße stieg 610 m auf 10 km, somit ich auch. Der Aufstieg ist
zweigeteilt, zunächst verlässt man auf weiten Serpentinen das Urserental, dann geht
es geradeaus bis zum Pass; immer begleitet von der Matterhorn-Oberalpbahn. Von
den Serpentinen hat man schöne Blicke auf Andermatt, Hospental und Realp bis hin zum
Furkapass. Ab dem Restaurant Nätschen führt die Straße serpentinenfrei ins
Oberalptal, die Steigung lässt auch nach. Ganz am Ende wird es bis zur Passhöhe
sogar noch ganz flach, so dass ich fast in einen Geschwindigkeitsrausch geriet. |
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Oben angekommen war mein Schnitt noch zweistellig. Und ich zog die
Weste und die Armlinge an, denn die Temperatur war zwar auch zweistellig, aber
gerade so. Die Abfahrt würde also frisch werden. Lange hielt ich mich nicht
auf der Passhöhe auf, Passfotos machen, Daten ins Tagebuch eintragen und hinunter
ging es in die Surselva. Übrigens wieder auf der Rheinroute, auf der ja meine
Tour in Basel begann. |
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Der erste Teil der Abfahrt ist geprägt durch Serpentinen und den Blick
auf den gerade geborenen Rhein. Ab Tschamut, dem ersten Ort der Surselva, folgten kaum
noch kehren, es ging immer weiter bergab. Selva, Rueras, dann kam
ich nach Sedrun. Unübersehbar liegt im Tal die Baustelle für den "Zwischenangriff"
(so heißt das wirklich) des Gotthard-Basistunnels. Der Plan, aus diesem vorhandenen
Zugang zum Tunnel einen Bahnhof zu machen, die "Porta Alpina" und so die Surselva
an das internationale Bahnnetz anzuschließen, ist wohl beerdigt worden. Also muss man
auch weiterhin mit rhätischer Bahn und Matterhorn-Oberalpbahn hierher zuckeln.
Oder mit dem Fahrrad, auf der Abfahrt kann jedoch von "zuckeln" nicht die Rede sein,
schon bald war ich in Disentis, genaugenommen Disentis/Mustér, um auch den romanischen
Namen in der offiziellen Bezeichnung zu erwähnen. Die beeindruckende Klosteranlage des
schon im 8. Jahrhundert gegründeten Klosters ließ ich links liegen, wie so oft dachte ich
mir, dass ich die ja später einmal besuchen könne. |
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Gegenwind störte nun auf den letzten Kilometern der Abfahrt ein wenig, zumal
es nun nicht mehr so steil bergab ging, auf den letzten Kilometern sogar fast eben am
Rhein entlang. Außerdem zogen wieder Wolken auf, doch diesmal wollte ich unbedingt zelten.
Es konnte ja nicht sein, dass ich das Zelt wochenlang ungebraucht über die Berge fahre.
Auf der Straßenkarte von swisstopo war ein Campingplatz in Ilanz eingezeichnet, ein
bisschen skeptisch war ich nach den Erfahrungen am Zürichsee und am Ricken zwar schon,
doch hier in den Bergen wird das schon stimmen. Es stimmte nicht. Kein Campingplatz in Ilanz, daher checkte ich im Gasthof Mundaun ein. Was kein Fehler war, der Gasthof war günstig, im Viererzimmer blieb ich alleine, es gab einen Fernsehraum und eine Badewanne! Frisch gebadet machte ich einen Stadtrundgang durch die erste Stadt am Rhein, wie sich Ilanz nennt. Abendesseneinkauf in der Migros, dabei stellte ich fest, dass man hier in der Tat romanisch spricht. Damit bin ich an einem Tag in nicht einmal 100 km in drei Sprachräumen der Schweiz unterwegs gewesen: Italienisch in Airolo, deutsch in Andermatt und nun rätoromanisch in Ilanz (genauer Glion, so der romanische Name). Kurz bevor ich ins Hotel zurückging, merkte ich noch, was es bedeutet, dass Ilanz der Verkehrsknotenpunkt der Region ist: Vom Bahnhof schwärmten Postbusse aus, wörtlich in alle Richtungen: nach Flims, Laax, Versam, Obersaxen, Vals, Vrin etc. Die Straße war gelb. |
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Nach dem Abendessen im Hotel machte ich es mir im Fernsehraum bequem, sah ein großartiges
Spiel von Spanien gegen Russland und ein entsetzlich langweiliges zwischen Griechenland
und Schweden. Damit war die erste Runde der Vorrunde gespielt, jede Mannschaft hat ihr
Auftaktspiel gehabt und ich habe tatsächlich jedes Spiel gesehen. Aber mir war klar:
Die EM fängt mit dem Viertelfinale neu an. |
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