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11.6.2008

Übersicht Tour Mai/Juni 2008

13.6.2008

Donnerstag, 12.6.2008 – 15. Etappe

Tageskilometer: 81,9 Tageshöhenmeter: 608 Tagessattelstunden: 4:33
Tourkilometer: 1.540,0 Tourhöhenmeter: 9.604 Toursattelstunden: 74:18
Route: Splügen – Hinterrhein – San Bernardino (2.065) – Roveredo – Bellinzona
Wetter: Sonnig, gegen Abend Gewitter
Unterkunft: Jugendherberge in Bellinzona
Ein Blick aus dem Fenster: Blauer Himmel, ein paar weiße Wölkchen. Na, das sah doch gut aus! Da macht es doch gleich viel mehr Spaß, zu packen, in den Speisesahl zu gehen und zu frühstücken. Schnell noch das Hotel bezahlen und um kurz nach neun Uhr war ich auf der Piste. Das letzte Mal auf dieser Tour, der letzte Pass, die letzte Abfahrt und vielleicht ein letztes Mal zelten in Bellinzona. Obwohl, so schlecht war die Jugendherberge nicht. Nun ja, mal sehen, der Abend war noch weit weg, erst stand der San Bernardino auf dem Programm.
Splügen
Dorfzentrum von Splügen, jetzt in der Sonne
Splügen
Splügen
Im Rheinwald (so heißt dieses Hochtal) zwischen Splügen und Hinterrhein nutzt die Veloroute kleine landwirtschaftliche Straßen abseits der National- und der Kantonalstraße. Denn auch die Kantonalstraße ist stark befahren, da die Nationalstraße als Warteraum für LKW genutzt werden musste. LKWs durften bis vor kurzem (bei meiner Tour war das noch der Fall) den Tunnel nur in eine Richtung benutzen, die andere Richtung hatte währenddessen Pause. Und dieser Pausenraum befand sich hier auf der Straße. Diese Regelung war die Konsequenz eines LKW-Unfalls, der sich im Tunnel ereignete.

Ich fuhr durch die schönen Walser-Dörfer Nufenen und Hinterrhein und genoss das schöne Wetter. Zwischendurch gab es interessante Verkehrsschilder, die im Sommer etwas deplatziert wirkten. Auf den Pass freute ich mich, eine Quälerei würde es heute nicht werden, dafür war ich schon zu hoch. Ein bisschen Anstrengung bei schönem Wetter, das ist okay.
Schneeräumschilder
Schnee nach rechts räumen verboten …
Schneeräumschilder
… wieder erlaubt …
Schneeräumschilder
… zum Straßenschutz
LKW-Wartezone
LKW-Wartezone
Val Curciusa
Blick ins Val Curciusa
Nufenen
Nufenen
Hinterrhein
In Hinterrhein
Hinterrhein liegt etwas abseits der Straße, kurz nach dem Ort beginnt die letze Steigung des San-Bernardino-Passes. Außerdem verschwindet hier die Nationalstraße im Tunnel. Das Tal ist ziemlich verbaut, Rastplatz, Straßen und Militärübungsplatz – ziemlich viel Beton. Doch dafür wird es nach oben um so schöner.
Tunneleingang
Kantonsstraße, Nationalstraße, Tunneleingang,
Rastplatz
Kehren
Von unten kaum zu sehen, die gestapelten Kehren
Machbar
450 m auf 8 km, das ist machbar
In zehn Serpentinen ging es den Hang hinauf. Die Straße ist 1818 und 1823 angelegt worden, damals noch für Kutschen. Für den Autoverkehr reichte das natürlich nicht aus, und die Belastungen setzten ihr stark zu. Zwischen 1991 und 1995 sanierte man die Straße, die ja auch als Ausweichstraße für den San-Bernardino-Tunnel genutzt wurde. Diese Sanierung war jedoch keine brutale Betonbefestigung, nein, man versuchte, die Straße unter bestmöglicher Erhaltung der historischen Substanz zu restaurieren und für den Autoverkehr fit zu machen. Die völlige Erhaltung der historischen Bauweise war natürlich nicht möglich, so sind die Serpentinen im 19. Jahrhunder als Trockenmauern entstanden. Diese halten den Belastungen des Autoverkehrs nicht stand, so musste man sie mit Beton verstärken. Allerdings tat man das sehr behutsam und für den Laien ist es kaum zu erkennen. Den Unterschied zwischen dieser Bauweise und modernem Straßenbau konnte ich schon am Gotthardpass sehen, aber auch auf der Südseite des San Bernardino nahmen die Erbauer der Nationalstraße kaum Rücksicht auf die Geländeformen.
Tunneleingang
Rastplatz am Tunneleingang
Militärübungsgebiet
Militärübungsgebiet
Hinterrhein
Hinterrhein
Postbus
Ein Postbus hupt sich durch die Serpentinen
Poschtauto
Bzw. ein Poschtauto, wie es in der
Landessprache heißt
Rheinwald
Der letzte Blick in das Rheinwald
Nach den Serpentinen blickte ich ein letztes Mal zurück auf Hinterrhein und in das Rheinwald. Dann nahm ich die letzten Höhenmeter und Kilometer Steigung auf dieser Tour in Angriff. Bis auf die an moderne Kirchenarchitektur erinnernde Abluftanlage des Tunnels war nur Natur und Straße zu sehen. Schneereste, kleine Bäche, Blumen, Sonnenschein, kleine Wölkchen, satte Farben, die Schweiz wollte sich wohl für einige Regentage bei mir entschuldigen. Ich nahm die Entschuldigung an.
Passstraße
Asphalt im Hochgebirge
Letzte Meter
Die letzten Meter
Tunnelabluft
Moderne Kirchenarchitektur? Nein, Tunnelabluft
Panoramafoto
Es war schon klasse Wetter
Blumen und Berge
Blumen und Berge
Bach
Ein Bach
Landschaftsdetail
Landschaftsdetail
Und dann war ich oben. Immer noch großartiges Wetter, blauer Himmel, weiße Wölkchen, Gipfelsee, Schneereste, schönes Passschild, ein netter Brite, der mich mit dem schönen Passschild fotografierte … und Motorradfahrer aus dem Ruhrgebiet. Zitat: "Hier waren wir doch gestern schon, sieht ja alles gleich aus. Kennste einen Pass, kennste alle." Ohne Worte. Man nimmt halt weniger wahr, wenn man vollverpackt in hohem Tempo 5 Pässe an einem Tag abreißt. Sollen sie ruhig fahren, störte mich nicht weiter, immerhin gaben sie irgendwann das Passschild für mich frei.
Fahrrad und Berge
Fahrrad und Berge
Hospiz
Das Hospiz
Motorräder
Die hatten es einfacher
Passpanorama
Passpanorama, Blickrichtung Süd
Passfoto
Passfoto mit Rad
Passfoto
Passfoto mit Rad und Radler
Vor der Abfahrt ging es noch flach um den See herum, da musste ich alle paar Meter stehenbleiben, um Fotos aufzunehmen. Es war aber auch ein richtig schöner Abschlusstag, und viel Zeit hatte ich ja, bis Bellinzona ging es nun nur noch bergab. Ein Bruchteil der geschossenen Fotos folgt unter diesem Text.
Passpanorama
Passpanorama, Blickrichtung Nord
Badesee?
Badesee?
Rad und See
Rad und See
Passwolken
Ohne Wolken wäre es langweiliger
Auf der Abfahrt begrüßten mich Kanonenschläge. Das schweizer Militär übte unüberhörbar, und keiner kann behaupten, nicht gewarnt worden zu sein. Oder sollte man sich vor umherfliegenden Geschossen in acht nehmen? Nun denn, ich vertraute auf die Zielgenauigkeit der Artillerie und genoss die Abfahrt unbeschwert. Sonne, Postbus, Blümchen, ohne die Knallerei wäre das Postkartenidylle par excellence (mit der Knallerei eigentlich auch, die hört man ja nicht auf Postkarten).
San Bernardino Südseite
Panoramafoto San Bernardino Südseite
Abfahrt
Jetzt heißt es nur noch bremsen
Militär
Laut waren die schon!
Blumen
Alpenblumen! Mehlprimeln und irgendein Enzian,
wenn ich mich nicht irre
Zu den Böllern des Militärs kam nun auch wieder der Verkehr: Kurz oberhalb von San Bernardino spuckte der Tunnel den Schwerverkehr aus. San Bernardino selbst wirkte wie tot, keine Saison, Mittagspause, nur das Wetter war schön. Ansonsten sähe das sehr trostlos aus, mit den wuchtigen Hotel- und Ferienwohnungsbauten und der einen Kneipe mit ihren Campingstühlen auf der Straße. Kein Vergleich zu den kleinen, netten Dörfchen im Rheinwald auf der Nordseite des Passes.
Postbus
Das oberste Misox und ein Postbus
Tunnelende
Die Autostraße N13 kommt wieder aus dem Berg
San Bernardino
In San Bernardino – I
San Bernardino
In San Bernardino – II
Am Ortsausgang San Bernardino musste ich mal wieder in die Pedale treten, eine kleine Gegensteigung störte die Abfahrt. Die Straße verlief nun durch lichte Nadelwälder und grüne Wiesen und eine Ferienhausstreusiedlung, anders kann ich mir diese vielen, verschlossenen Einzelhäuser nicht erklären. Dann kam die nächste Stufe des Passes, bis Mesocco ging es nun kontinuierlich bergab. Hier hinaufzufahren ist auch eine Aufgabe! Auf einem Teilstück war die N 13 gesperrt, daher kamen mir jede Menge schwerer Lastwagen entgegen, die sich die 10 Tornanti hinaufquälten. Kein Spaß für die, kein Spaß für die Pkw dahinter und kein Spaß für mich, denn saubere Bergluft geht anders.
Rückblick
Rückblick in Richtung San Bernardino
Zweite Stufe
Die zweite Stufe nach unten
Zweite Stufe
Oben an der Kante ist das Foto links aufgenommen
Tornanti
Na, dann mal Vorsicht!
Brücken
Die Brücken der N 13
Cebbia
Im Tal Cebbia und Andergia
Mesocco, den namensgebenden Hauptort des Tals, erreichte ich mit Topspeed, holperte über das Kopfsteinpflaster weiter und kam erst am Ortsausgang zum Stillstand, um ein paar Fotos zu machen. Wie am Gotthardpass sieht man hier die markanten Bauwerke der neuen Autostraße, in diesem Fall die talquerenden Brücken. Dann settze ich mich aufs Rad, nahm die Füße hoch und rollte weiter. Vorbei am Castello di Mesocco, geradewegs auf die auf einem Felsen thronende Kirche von Soazza zu.
Mesocco
In Mesocco
Mesocco
Mesocco und im Hintergrund die Brücken der
Nationalstraße
Mesocco
Das letzte "richtige" Gefälle
Soazza
Die Kirche von Soazza
Bach
Ein Bach im Wald
Nach Soazza führte die Veloroute wieder abseits der Hauptstraße, meist am Waldrand auf der anderen Talseite. Aber fast immer asphaltiert, es war eine schöne Fahrt, allerdings bestimmt durch ein immer stärker werdendes Hungergefühl. Dagegen musste etwas getan werden, leider hatte ich nicht mehr allzuviel in den Taschen und zudem war Mittagspausenzeit auch für die Geschäfte. In Roveredo fand ich einen offenen Coop und gab etwas Geld aus. Mittagspause ca. 15 km vor dem Etappenziel, auch nicht schlecht. Da konnte ich mir ja Zeit lassen. Das tat ich auch und fuhr erst um kurz nach 15 Uhr weiter – gegen den immer stärker werdenden Wind und in Richtung der bedrohlich wachsenden Gewitterwolken.
Grono
Der Ex-Bahnhof von Grono
Svizzera Campioni
Tja, das war wohl nix
Auf den letzten Kilometern bis Bellinzona wurde es immer schwüler, und die ersten Tropfen fielen. Die Entscheidung pro Jugendherberge und contra Campingplatz war gefallen. Da hatte ich also tatsächlich seit über 11 Tagen das Zelt unbenutzt als Ballast durch die Schweiz kutschiert. Klasse!

Natürlich sprach auch die Videoleinwand für die Jugendherberge, schließlich spielte heute abend Deutschland gegen Kroatien. Doch vor dem Fußball kam Shopping. Die Migros unterhalb des Castelgrande war mein Ziel, man muss ja immer einiges aus der Schweiz mitbringen. Nussstängeli, Basler Läckerli, Schokolade, Chocoly-Kekse, Limette-Minze-Eistee-Pulver etc. Einiges davon kaufte ich heute, dann konnte das schon verstaut werden. Den Rest wollte ich morgen in Basel kaufen.

Dann zum Fußball, schön war es nicht. 2:1 verloren, auch noch zu Recht, gegen starke Kroaten. Witziger war das Spiel am Abend, Österreich gegen Polen. Dank eines Elfmeters in der letzten Minute glichen die Österreicher aus, sonst wäre nach der Schweiz der zweite Gastgeber auch die zweite ausgeschiedene Mannschaft gewesen. Spaß machte dieses Spiel aber auch wegen des Co-Kommentators Toni Polster. A propos Polster: Nach dem Spiel legte ich mich ein letztes Mal fern der Heimat ins Bett und schlief unterhalb des UNESCO-Weltkulturerbes. Mein Zug ging am nächsten Morgen schon um 7:00, so stellt ich zum ersten Mal auf dieser Reise den Wecker.
Jugendherbergsfensterblick
Jugendherbergsfensterblick
Piazza Collegiata
Die Piazza Collegiata und das Castelgrande
Migros
Nusstängeli, Schokolade und vieles mehr
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11.6.2008

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© Holger Rudolph