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3.6.2009

Übersicht Tour Mai/Juni 2009

5.6.2009

Donnerstag, 4.6.2009 – 6. Etappe

Tageskilometer: 56,6 Tageshöhenmeter: 1.746 Tagessattelstunden: 5:02
Tourkilometer: 500,8 Tourhöhenmeter: 5.267 Toursattelstunden: 31:06
Route: Wetter: Unterkunft:
Chiavenna – Andeer Sonnig, im Tal noch warm Camping Sut Baselgia
Der Wecker klingelte … nicht, Wecker brauche ich nicht auf Radreisen, da falle ich von selbst früh aus dem Bett. Und der erste Blick aus dem Fenster zeigte: Schönes Wetter, aber es dürfte warm werden. Macht nichts, ich fahre ja in die Höhe, so hoch wie wahrscheinlich auf dieser Tour nicht mehr, 2.115 m hoch ist der Splügenpass.
Fensterblick
Morgendlicher Blick aus dem Hotelfenster
Serpentinen
Glücklicherweise nicht der Pass
Viel einrollen war nicht möglich, die Steigung beginnt schon in Chiavenna. Der untere Teil des Splügenpasses ist nicht besonders spektakulär, meist fährt man im Talgrund des hier dicht bewaldeten Val San Giacomo. Glücklicherweise geht es nicht stur geradeaus, es gibt einige Abschnitte mit Serpentinen, so konnte ich mir immer wieder Zwischenziele setzen, bis ich Campodolcino erreichte. Hier machte ich eine frühe Mittagspause und stärkte mich für die folgenden, spektakulären Passagen des Passes.
Wald
Am Anfang ist der Splügen sehr bewaldet
Zwischenstopp
Zwischenstopp
Campodolcino
Rückblick auf Campodolcino
Nun begann der Pass richtig … und fast wäre es auch schon wieder vorbei gewesen. Eine Straßensperre mit Umleitung versperrte den Weg durch die in den Fels gehauenen Serpentinen, Bauarbeiten. Murks, aber dann dachte ich, dass ich mit dem Rad bestimmt vorbeikomme. Weiser Entschluss, denn es folgte eine spektakuläre Straße ohne Verkehr.

Wie gestapelt wirkte die Straße, fast senkrecht die Wand, in die die zahlreichen Tornanti gehauen sind. Teilweise sind es regelrechte Kehrtunnels, die zu durchfahren sind. Belag und Beleuchtung in den Tunnels ist allerdings nicht auf dem besten Stand, bergab ist dies sicher kein Vergnügen. Ich fuhr ja bergauf, und das noch ohne Verkehr. Zu oft für einen gesunden Rhythmus hielt ich kurz an für ein Foto.
10 Tornanti
Es sollten noch mehr als 10 Tornanti
folgen
Tornanti
Hier schon mal ein paar
Tornanti
Detailaufnahme einer der 10 Tornanti
Tornanti Tornanti Tornanti
Tornanti Tornanti Tornanti
In Pianazzo, am Ende dieses spektakulären Abschnitts, machte ich eine kurze Pause auf dem Dorfplatz, dann ging es weiter, in Richtung Baumgrenze. Die Szenerie wechselte häufig, eben noch in der Felswand, wurden nun die Hänge sanfter, die Bewaldung lichter. Das macht Pässefahren aus, die Vielzahl völlig unterschiedlicher Landschaften und Vegetationen, die man in relativ kurzer Zeit durchfährt.
Flucht
Auf der Flucht
Wasserfall
Wasserfälle von Pianazzo
Pianazzo
Pause in Pianazzo
Heute morgen noch auf 300 m in Chiavenna, sommerliche Temperaturen, eben noch im Wald, fuhr ich nun durch grüne Alpwiesen, schon ziemlich nahe am Schnee. Die Reisegeschwindigkeit war bemerkenswert: Seit dem Start in Chiavenna um kurz vor 9 Uhr hatte ich gerade mal 25 km zurückgelegt, und nun war es schon 13:30! Okay, ich schleppte ja auch einige Kilo Lebend- und Totgewicht den Berg hinauf, außerdem muss man eine solche Landschaft ja auch genießen. Die Bitte, langsam zu fahren, galt wohl kaum bergwärts strampelnden Radfahrern.
Baumgrenze
Die Baumgrenze ist überwunden
Langsam fahren
Sind 7 km/h langsam genug?
Rückblick
Blick zurück, es ist doch
schon einiges geschafft
Nach einem bisschen Weiterstrampeln sah es wieder anders aus. Der Blick zurück ins tiefe Val San Giacomo verschwand, das Grün der Wiesen auch so langsam, dafür dominierten immer mehr grau und weiß, Fels und Schnee … und Staumauer. Direkt unterhalb der Staumauer liegt der kleine Weiler Stuetta, bestehend aus einigen Häusern, einer alten Cantoniera und einer Kapelle – es wirkte etwas verlassen, trotz des Restaurants. Für mich war es immerhin der vorletzte Ort in Italien.
Stuetta
Stuetta, ein Weiler über der Baumgrenze
Staumauer
Staumauer des Lago di Montespluga
Cantoniera
Alte Cantoniera
Staumauerblic
Blick zurück von der Staumauer des Lago di Montespluga
Lago di Montespluga
Der Lago di Montespluga
Lago di Montespluga
Nochmal der Lago …
Lago di Montespluga
… di Montespluga
Lago di Montespluga
Panoramafoto des Lago di Montespluga
Der letzte hieß Montespluga. Er lag am Ende des Stausees, den ich nun umrundete. Ein paar Kilometer flache Strecke, ich fuhr z. T. über 20 km/h schnell, die Geschwindigkeitsrekorde purzelten. Ich auch, da ich, von der großartigen hochalpinen Landschaft betört, leicht von der Straße abkam und in etwas gröberen, lockeren Schotter geriet. Ein wenig konnte ich noch bremsen, schaffte es aber nicht, mich auf dem Rad zu halten. Passiert ist aber weder mir noch dem Rad etwas.

In Montespluga machte ich die letzte Pause vor der Passhöhe, so wie das früher jeder machen musste. Die mächtigen Susthäuser zeugen noch heute von den Zeiten der Säumer, die hier ihre Lasttiere wechselten. Heute sind es ein paar Gasthäuser und Restaurants für einen kurzen Zwischenstopp.
Montespluga
In Montespluga
Montespluga
Montespluga und sein See
Lago di Montespluga
Panoramablick zurück auf den See und die ihn umgebenden Berge
Dann musste ich ein letztes Mal an diesem Tag richtig in die Pedale treten. 200 Höhenmeter auf knappen 3 km bis zur Passhöhe waren aber machbar. Einige Fotostopps legte ich natürlich ein, u. a. für ein Murmeltier, dass sich laut pfeifend und deutlich sichtbar auf einem Schneefeld tummelte.

Um 15:30 war ich dann endlich oben. Da hatte ich mir wirklich Zeit gelassen, fast sieben Stunden brutto. Für knapp über 32 km, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unglaublichen 8 km/h. Immerhin eine historische Passhöhe. Schon die Römer nutzten den Splügen, und auch danach war er einer der bedeutendsten Alpenpässe, bis zum Bau der Gotthardbahn. Die Römer fuhren aber wahrscheinlich nicht mit dem Fahrrad, so entging ihnen der Spaß der Abfahrt.
Splügenpass
Es ist nicht mehr weit
Splügenpass
Bald hat die Schweiz mich wieder
Splügenpass
Letzter Blick zurück
Marmotte
Ein Murmeltier!
Passfoto
In Ermangelung eines Passschilds
Abfahrt
Die Abfahrt erwartet mich jetzt
Gleich zu Beginn der Abfahrt wartete ein weiteres Highlight: Schon wieder Serpentinen. Diesmal allerdings nicht wie auf der Südseite in den Fels gehauen, sondern an einem nicht ganz so steilen Hang. Eine Asphaltschlange in der grünen Wiese:
Serpentinen Serpentinen Serpentinen
Serpentinen
Asphaltierter Hang
Rückblick
Blick zurück zur Passhöhe
Von unten kann man die Straße nur erahnen. Ich fuhr weiter in Richtung Tagesziel Andeer. Es machte schon wieder Spaß, einfach die Beine anzuheben und loszurollen, Kilometer um Kilometer nur durch konstitutionell erzeugten Hangabtriebskraft zurückzulegen. Und das in einer wunderschönen Landschaft. Der Übergang in die Waldzone, also die Baumgrenze, war hier besonders idyllisch, da musste ich doch nochmal anhalten und Fotos machen.
Serpentinen
Der asphaltierte Hang von unten …
Serpentinen
… viel Asphalt sieht man nicht
Abfahrt
Auf dem Weg ins Rheinwald, hinten
das Alperschällihorn
Bergidylle
Bergidylle
Dann kurvte ich die letzten Serpentinen bis Splügen hinunter. Als ich letztes Jahr hier war, fing es an zu regnen, es war auch ziemlich kalt. Heute nichts davon, Sonne pur und ordentlich warm. Den Ort ließ ich schnell hinter mir und fuhr auf der Veloroute 6, dem San-Bernardino-Zweig der Graubündenroute, talabwärts. Und diesmal blieb ich auch rund um den Sufner See auf der Veloroute, fuhr also auf den Waldwegen entlang des Südufers. Das ging problemlos, der Weg ist zwar nicht asphaltiert, aber hervorragend fahrbar. Auf der Staumauer machte ich die üblichen Fotos, vom See, dem Piz Tambo im Hintergrund, der Brücke der Autostraße und fuhr dann weiter … um wenig später festzustellen, dass ich seit Splügen im Pausenmodus des GPS-Geräts fuhr. Na super, wieder ein Loch in der Aufzeichnung.
Splügen
Splügen von oben
Splügen
In Splügen
Splügen
Ortskern Splügen
Splügen
Hinterrhein, Straßen, Splügen, Piz Tambo
Sufner See
Am Sufner See
Sufner See
Blick von der Staumauer
des Sufner Sees
Hinterrhein
Der Rhein, hier noch weitgehend natürlich
Durch die Rofflaschlucht rollte ich auf der Kantonsstraße hinunter, kaum Verkehr, guter Belag, das gab ordentliche Geschwindigkeiten. Bis Andeer war es nicht mehr weit. Eine letzte Verzögerung gab es kurz vor Andeer, als eine Herde vierbeiniger Bergbewohner ziemlich gemütlich auf dem Nachhauseweg war und selbst von einem Zweirad nicht so leicht überholt werden konnte.
Kühe
Bergbewohner …
Kühe
… auf dem Heimweg …
Kühe
… ins Tal
Im Volg kaufte ich mir noch etwas Verpflegung für den Abend, dann erreichte ich den Campingplatz "Sut Baselgia". Ich buchte gleich für zwei Nächte, morgen sollte das Wetter noch mal schön sein und auf der Abfahrt hatte ich mir überlegt, einen Abstecher ins Avers nach Juf einzuplanen. Das kannte ich noch nicht, und da das Wetter morgen noch gut sein sollte, passte das in den Rahmenplan ganz gut hinein.

Nach Duschen und Abendessen begab ich mich auf einen kleinen Ortsrundgang. In unmittelbarer war die Tourismus-Information mit einem Internetzugang, schön, dann wäre das für die nächsten zwei Tage geklärt. Der Ort ist sehr schön, man sieht ihm den Reichtum vergangener Zeiten an. Wuchtige, große Häuser, aufwändige Sgraffito- Verzierungen; bis zum Bau der Eisenbahntunnels hatte Andeer eine herausragende Bedeutung an der Route des Splügen- und des San-Bernardino-Passes. Mitten im Ort befindet sich die "Stizun da latg", so der rätoromanische Name der Sennerei Andeer. Von der Straße kann man bei der Milchverarbeitung zuschauen.

Das machte ich aber nicht lange, sondern kehrte zurück zum Campingplatz, um etwas zu lesen und mich dann "ins Bett" zu legen. Der Mittelfinger an der rechten Hand schmerzte etwas, offensichtlich war er am Nagel entzündet. Trotzdem schlief ich irgendwann ein.
Andeer
Im Zentrum von Andeer
Andeer
Sgraffito
Andeer
Milchstation

3.6.2009

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© Holger Rudolph