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16.9.2009 |
Übersicht Südfrankreichtour September 2009 |
18.9.2009 |
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Donnerstag, 17.9.2009 – 11. Etappe |
Tageskilometer: | 153,8 | Tageshöhenmeter: | 351 | Tagessattelstunden: | 7:22 | ||||
Tourkilometer: | 1001,8 | Tourhöhenmeter: | 10.942 | Toursattelstunden: | 59:37 | ||||
Route: | Wetter: | Unterkunft: | |||||||
Arles – Stes.-Maries-de-la-Mer – Arles – Maussanne – Graveson – Avignon | Morgens neblig, dann Sonne und warm | Hotel Central, ÜF 56,10 EUR | |||||||
Das Frühstück war wieder lecker, heute nahm ich mir etwas mehr, da mir eine lange Etappe
bevor stand: Die Wettervorhersage kündigte für morgen extrem schlechtes Wetter, teilweise mit
Unwetterwarnungen, für Südfrankreich an. Deshalb beschloss ich, schon heute nach Avignon zu fahren.
Mein Tacho zeigte 848 km an, also musste ich mindestens 152 km fahren, um die 1.000 zu erreichen.
Ich plante eine Runde durch die Camargue, dann einen nicht ganz direkten Weg nach Avignon, so
müsste es passen. Um 8:30 begann diese letzte Etappe, zunächst aus Arles hinaus, nach Süden. In Arles schien noch die Sonne, doch kurz danach fuhr ich in den Nebel. Kleine Sträßchen, ziemlich unbesiedelte Gegend, später dann Regionalpark. Und der Nebel, der machte dieses flache Land geheimnisvoll. Bald erreichte ich den Regionalpark Camargue. Der Reiseführer mahnte an, ein Mückenabwehrspray mitzunehmen, und er hatte recht. Unglaublich, die stachen während des Fahrens! Ansonsten war es aber eine sehr schöne Fahrt, die Sonne kämpfte sich langsam durch, überall glänzten die Spinnennetze, rechts und links der Straße sumpfte es vor sich hin … auch ebene Regionen können ihre Reize haben. |
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Und nun also die Digue à la Mer. Mit dem Rad ist es möglich, den großen Etang de Vaccarès
zu umrunden und von der Rhônemündung direkt nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer zu fahren. Möglich heißt
jedoch nicht leicht. Durch den Regen war der Weg ziemlich nass, riesige, wegbreite Pfützen zwangen mich
einmal sogar, das Rad zu entpacken und zu tragen. Das habe ich aber nur einmal gemacht, danach bin
ich einfach durch die Pfützen durchgefahren, war zwar eine Riesensauerei, aber ich kam vorwärts.
Die Digue à la Mer ist im 19. Jahrhundert gebaut worden, erst seitdem gibt es eine mehr oder weniger klar
definierte Grenze zwischen Meer und Land. Vorher war es eine Landschaft ohne geographische Grenzen, die
Rhône floss mal hier, mal dort, Les Saintes-Maries-de-la-Mer als einzige Ortschaft lag ca. 2 km im
Landesinnern. Landwirtschaft war nicht möglich, es lebten nur ein paar Cowboys in der Region. Und
jede Menge Tiere, die diese unberührte Landschaft als Rückzugsraum fanden. Trotz Dammbau, trotz
Bändigung der Rhône, trotz der großen Salinen im Rhônedelta und trotz der Industrie und der Häfen in
Richtung Marseille – dank des in den 1970er Jahren eingerichteten Parc naturel régional de Camargue
blieb ein zentraler Teil der Camargue vor dem Tourismus und vor der Landwirtschaft geschützt und ist
bis heute ein einmaliges Bioreservat für jede Menge Luft- und Sumpfgetier. |
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Und dann, kurz vor Les Saintes-Maries-de-la-Mer, endlich: Die Flamingos. Ganz nah, fast
als ob sie hier für die Touristen gehalten werden. Eingezäunt waren sie aber nicht. Und außerdem:
Asphalt. Das Gerüttel hatte ein Ende, aber das Rad war sagenhaft eingesaut. |
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Nach den Flamingos kamen die Wohnmobile, ein Parkplatz am Ortseingang von Les
Saintes-Maries-de-la-Mer hat sich in eine Wohnmobilkolonie verwandelt. Ich suchte und fand
einen Supermarkt und suchte und fand eine schöne Bank am Meer für das Mittagessen. Es
war ja schließlich mein Abschied vom Mittelmeer für dieses Jahr, da nahm ich mir etwas Zeit in
der Pause, auch wenn das Mittagsmahl aus dem Üblichen bestand, ein dubioser Fertigkartoffelsalat,
Baguette und schließlich leckeren Pudding zum Nachtisch. Anschließend machte ich noch einen
kurzen Standrundgang durch Les Saintes-Maries-de-la-Mer. Zigeunerfolklore wird hier gefeiert, eine
der Hauptattraktionen ist die jährliche Wallfahrt der Sinti und Roma Ende Mai, um ihrer Schutzpatronin,
der "schwarzen Sarah" zu huldigen. Das ist dann auch ein großes Touristenspektakel, aber
ansonsten sind die Sinti und Roma nicht gerne gesehen in der Stadt. Seltsame Doppelmoral. Der
Ort wirkt mit den weißen Häusern fast südspanisch, und ist deutlich touristisch. |
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Ich verließt Les Saintes-Maries-de-la-Mer und fuhr nach Norden, zurück nach Arles. Flamingos
hatte ich ja schon, es fehlten immer noch die Stiere und die Pferde. In der Mittagssonne wirkte die
Camargue völlig anders als im Nebel des Morgens, fast ein wenig profan. Flache Landschaft mit Pfützen.
Aber immerhin: Ich sah noch die Stiere und die Pferde. Letztere fotografierte ich beim Fahren, wollte
nicht ständig stehenbleiben und Kilometer machen, denn es lagen ja noch einige vor mir. |
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Der rechtsrhônige Ausflug endete kurz vor Arles. Über die erste (bzw. die letzte) Brücke
der Rhône fuhr ich zurück in die Innenstadt von Arles. Gesehen habe ich von der Rhône bei dieser
Überquerung allerdings nichts, der Radweg ist originell in die Autobahnbrücke eingehängt.
Zwischenstand Arles: 15 Uhr 20, 85,9 km. Also noch knappe 70 km, um die 1.000 zu knacken. Das müsste mit
einem Bogen durch die Alpilles zu schaffen sein. Hm, aber das heißt auch, dass ich einen Pass
einbauen musste. Gut, dieser Pass hatte die atemberaubende Höhe von fast 250 m, das wäre
zu schaffen. |
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In den Osten, das war die Devise hinter Arles. Aber nur ein 15 km, dann drehte ich
um 90° nach Norden ab, fuhr direkt auf die Alpilles zu. In Maussane hatte ich vor drei Tagen
schon mal eine Pause gemacht, warum nicht noch einmal? 15 Minuten, die reichten für Apfel und
Trinkjoghurt. Dann kam der Pass. Les Baux schenkte ich mir, ein paar Fotos mussten reichen. Der
Pass hatte dann leider nicht mal ein Passschild, so kenne ich seinen Namen nicht, wenn er denn
einen hat. |
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Immerhin hatte der Pass eine Serpentine, die ich auf der Abfahrt hinunter nach St. Rémy in
hohem Tempo nahm (glücklicherweise Außenseite). Kurz vor St. Rémy schnappte ich noch ein bisschen
Kultur, die Ausgrabungsstätten des antiken Glanum schaute ich mir kurz durch den Zaun an und fuhr
am berühmten Mausoleum vorbei. In St. Rémy blieb ich nur zweimal kurz stehen, einmal, um den
restlichen Kilometerbedarf abzuschätzen – ein kleiner Schlenker war nötig für die 1.000 – und einmal
um ein versenktes Vorfahrt-achten-Schild zu fotografieren. |
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Der kleine Schlenker war verkehrstechnisch ein Glücksgriff, denn ich sparte mir
die vielbefahrene Straße von St. Rémy nach Avignon. Und ich fuhr durch Maillane, den Geburtsort des
großen provenzalischen Dichters Frédéric Mistral. Das Geburtshaus fand ich jedoch nicht, könnte
daran liegen, dass ich nicht danach suchte. Ich fuhr lieber weiter, Richtung Avignon. Kilometerstand
Maillane: 135,4 km, also 983,4 insgesamt. Das klappte also mit den 1.000. |
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Kilometerstand Ortsschild Avignon: 147,2 km. Also noch 5, hier kam mir die Idee, dass
es lustig wäre, den Kilometer 1.000 direkt unter der Pont St. Bénézet, der berühmten kaputten
Brücke von Avignon zu feiern. Mit häufigem Blick auf den Tacho fuhr ich in die Stadt, an der
Stadtmauer entlang, am Bahnhof vorbei in Richtung Pont St. Bénézet. Kilometerstand unter der Brücke:
151,8. Gesamtkilometerstand: 999,8 km. Mist. Aber okay, ein bisschen tricksen ist erlaubt, so drehte
zur Verwunderung einiger amerikanischer Touristen hinter der Brücke ein paar kleine Runden und dann
war es so weit: der Kilometer 1.000, unter der Brücke von Avignon. Geschafft. |
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Ab ins Hotel, das Hotel Central. Es lag wirklich zentral, hieß nicht nur so. Die Sache
mit dem Garten, den es laut Website geben soll, ist allerdings eher ein Witz, das ist ein
Hof mit ein paar Stühlen und ein paar Blumenkübeln. Egal, ich wollte ja ein Zimmer und das
bekam ich auch, obwohl ich den Rezeptionisten kaum verstand. Fast zwei Wochen bin ich nun wieder
in Frankreich gewesen, um dann bei fast jedem Satz nachfragen zu müssen, weil der Herr einen doch
ziemlich starken "Südstaaten"-Akzent hatte. Am Abend ging ich nochmal kurz in die Stadt, für das
Abendessen (oh je, schon wieder McDonald's) und für einen Stadtrundgang. Viele Bettler gab es hier,
das fiel mir sofort auf. Dann ein vorletztes Mal französisches Fernsehen mit einer guten politischen
Talkshow, Gast war der auch in Frankfurt wohlbekannte Daniel Cohn-Bendit. Es ist möglich, gehaltvolle
politische Talkshows zu machen, auch wenn man das nach Christiansen nicht glauben mag. |
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