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Veloland Schweiz

Fahrrad und Bahn
Die Daten . Die Karte . Die Strecke . Die Bilder . Die Anreise . Die Unterkunftstipps 

Daten – Westseite

Ort Höhe ü. NN Entfernung Höhendifferenz Kumulierte Entfernung Kumulierte Höhendifferenz
Interlaken 563 m
Zweilütschinen 654 m 6 km 91 m 6 km 91 m
Lütschental 714 m 4 km 60 m 10 km 151 m
Grindelwald 1.034 m 8 km 320 m 18 km 471 m
Hotel Wetterhorn 1.228 m 3 km 194 m 21 km 665 m
Im untren Loichbiel 1.455 m 2,5 km 227 23,5 km 892
Passhöhe 1.962 m 5,5 km 507 m 29 km 1.399 m
Durchschnittliche Steigung 4,8 %
Durchschnittliche Steigung ab Grindelwald 8,4 %
Maximale Steigung 14 %

Daten – Ostseite

Ort Höhe ü. NN Entfernung Höhendifferenz Kumulierte Entfernung Kumulierte Höhendifferenz
Meiringen 595 m
Willigen 615 m 1 km 20 m 1 km 20 m
Zwirgi 980 m 3 km 365 m 4 km 385 m
Kaltenbrunnen 1.220 m 3 km 240 m 7 km 625 m
Rosenlaui 1.328 m 3 km 108 m 10 km 733 m
Schwarzwaldalp 1.449 m 2 km 121 m 12 km 854 m
Passhöhe 1.962 m 6 km 513 m 18 km 1.367 m
Durchschnittliche Steigung 7,6 %
Maximale Steigung 15 %

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Der Pass

Bilderbuchschweiz! Die Große Scheidegg ist einer der schönsten Pässe der Schweiz: Großartige Landschaft, kleine Straße, kaum Verkehr. Und dazu kommt die sportliche Herausforderung, Höchststeigungen bis zu 15 % sind zu bewältigen. Der landschaftlich schönere Anstieg ist der durch das Reichenbachtal von Meiringen. Während die Westseite von dem stark touristischen, zersiedelten Grindelwald geprägt wird, ist der Charakter der Ostseite viel ruhiger und dennoch (oder deswegen) landschaftlich spektakulär.

Interlaken, die Stadt zwischen Thuner und Brienzer See, ist der Startort für die Westseite der großen Scheidegg. Große Hotelpaläste aus dem 19. und 20. Jahrhundert prägen den Ort, und eine große Wiesem, die Höhenmatte. Gegen ihre Bebauung wehrte sich 1864 eine Bürgerinitiative, und so kann man noch heute vom Höhenweg, der "Hauptstraße" Interlakens einen wunderbaren Blick auf die Jungfrau genießen (Bild 1).
Doch nun zur Großen Scheidegg. Den ersten Teil des Weges kann man sich ersparen, indem man einfach mit der Berner-Oberland-Bahn nach Grindelwald fährt – richtig schön ist der Weg bis dorthin nämlich nicht, zudem an Wochenenden ziemlich verkehrsreich (Motorräder!). Wer dennoch lieber mit dem Rad fährt, der muss zunächst Interlaken irgendwie verlassen. Das geht recht gut auf dem Radweg in Richtung Wilderswil. Dort gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder den ausgeschilderten Radweg nach Grindelwald benutzen oder auf der Straße bleiben. Der Radweg hat den Vorteil, dass er abseits der Straße durch den Wald führt, außerdem durch das schöne Örtchen Gsteigwiler. Allerdings ist er nicht durchgängig asphaltiert, für Rennräder scheidet er als Alternative also aus. Außerdem geht es ein wenig hoch und runter, und da es später noch reichlich bergauf geht, kann man sich das hier ersparen.
In Zweilütschinen teilt sich das Lütschinental, oder genauer gesagt vereinen sich hier die aus dem Lauterbrunnental kommende weiße Lütschine und die aus dem Lütschental kommende schwarze Lütschine. Nach Grindelwald geht es links, immer noch im Talboden. Nach dem Ort Lütschental geht es dann merklich bergauf, mit einer Serpentine wird die Steilstufe nach Burglauenen überwunden (Bild 2). Langsam kommen die Eisriesen am Ende des Tals ins Blickfeld, und die Vorfreude auf die großartige Landschaft stellt sich ein. Hinter Burglauenen ist die letzte Chance zum Luft holen, danach geht es nur noch bergauf. Zunächst nach Grindelwald hinein, das Tourismuszentrum des Berner Oberlands liegt auf einer Terrasse direkt gegenüber der Eiger-Nordwand, manchmal ist sie zu sehen (Bild 3) und manchmal nicht (Bild 4). Dorf kann man wohl nicht mehr sagen, Hotels, Chalets und Ferienwohnungen haben den ganzen Hang förmlich überwuchert.
Am Bahnhof Grindelwald beginnt die Tour für alle, die sich die Anfahrt durch das Tal der Schwarzen Lütschine erspart haben. Immerhin ist man nun schon auf über 1.000 m – und schnell noch höher: Auf den 11 km zwischen dem Bahnhof Grindelwald und der Großen Scheidegg sind immerhin 928 Höhenmeter zu überwinden. Während man sich langsam nach oben quält, merkt man, wie stark der Hang inzwischen überbaut ist, ein Chalet steht neben dem anderen. Drei Kilometer nach dem Bahnhof, beim Parkplatz des Hotels Wetterhorn steht ein Stück Tourismusgeschichte: Eine Kabine der ersten Luftseilbahn der Welt, des Wetterhornaufzugs (Bild 5 und Bild 6). Außerdem beginnt hier die Freiheit: Die Straße ist für den motorisierten Verkehr gesperrt, Ausnahmen sind Anlieger (schweizerdeutsch Anstösser) und der öffentliche Personennahverkehr, sprich Postbus. Vor dem sollte man sich allerdings in acht und die Warnhupe ernst nehmen (Bild 7). Zwischen den Chalets ist nun immer mehr Freiraum, so langsam geht der Ort in die Natur über und gibt berühmte Blicke frei (Bild 8).
Die Gegend wird beherrscht von den mächtigen Felswänden des Wetterhorns (auf Bild 9 im Gegenlicht), außerdem kann man (noch) den oberen Grindelwaldgletscher erspähen, der sich jedoch Jahr für Jahr weiter zurückzieht (für Bild 10 ist er schon zu weit zurückgegangen...). Serpentine um Serpentine schraubt sich die Straße nach oben, vereinzelte Bäume können kaum Schatten spenden. Die Höchststeigung beträgt hier 14 %, ab dem "unteren Loichbiel" auf 1.455 m bis zur Passhöhe sinkt die Steigung nicht mehr unter 10 %. Oben angekommen weiß man also, was man geleistet hat. Der Blick zurück bietet großes Alpenpanorama (Bild 11), der nach vorne eine tolle Abfahrt nach Meiringen. Wer möchte, kann vorher gerne noch einkehren (Bild 12).

Unter den Augen von Sherlock Holmes (Bild 13) geht es los, Startpunkt für die Ostseite der Großen Scheidegg ist ein Bronzedenkmal des großen Detektivs. Es steht auf dem Conan-Doyle-Platz im Zentrum von Meiringen. Warum? Später mehr dazu. Jedoch ist Meiringen nicht nur wegen des Meisterdetektivs ein interessanter Ort: Einen quadratischen Grundriss und klassizistische Steinhäuser vermutet man nicht mitten in den Berner Alpen (Bild 14). Schuld daran ist der Föhn, der oft das Haslital vom Grimselpass herunterweht: Ein Funken genügt, und durch den trockenen, warmen Föhn entsteht sofort ein Flächenbrand. So auch in Meiringen in den Jahren 1879 und 1891. Nach diesen Bränden wurde der Ort im Stil der Zeit wieder aufgebaut, man verzichtete auf den eigentlich typischen Baustoff Holz – aus Erfahrung wird man klug.
Für den Radfahrer kann der Föhn ein fast übermächtiger Gegner werden, glücklicherweise biegt der Weg zur Großen Scheidegg bald aus dem Haslital westwärts ab. Der Einstieg in den Pass ist an zwei Stellen möglich: Entweder in Willigen, oder etwa einen Kilometer weiter in Richtung Innertkirchen (Rennradfahrer sollten diesen zweiten Einstieg wählen, da die Straße hier komplett asphaltiert ist). In Willigen wird es dann sofort steil, bald bieten sich schöne Rückblicke auf Meiringen und auf Hasliberg am gegenüberliegenden Hang (Bild 15). Nach einigen Serpentinen erreicht man Schwendi, ein kleines Hotel mit Restaurant. Wer will, kann von hier einen Abstecher zu den Reichenbachfällen machen - und den Ort des Todes von Sherlock Holmes sehen. Conan Doyle besuchte das Haslital, war beeindruckt von den tosenden Reichenbachfällen und beschloss, seinen Helden hier sterben zu lassen.
Doch nun schnell wieder aufs Rad, sterben kann man immer noch. Kurz hinter Schwendi verschwindet die Straße im Wald. Es bleibt steil, bald erreicht man eine Lichtung, in der sich die Häuser des Weilers Zwirgi. Im Wald geht es weiter bergauf, einzelne Lichtungen sorgen für Abwechslung, manchmal kann man schon einen Blick auf die Eisriesen erhaschen. Nach weiteren drei Kilometern erreicht man Kaltenbrunnen-Säge mit einem nächsten Hotel. Noch zwei Kilometer Steigung, dann öffnet sich die Szenerie unvermittelt und man befindet sich in den Wiesen der Gschwantenmad (Bild 16) – das Panorama ist atemberaubend: Rosenlauigletscher, Wellhörner und Wetterhorn, darunter dichter Nadelwald, die Wiese, die Alphäuser – hier müssen doch Heidi-Filme gedreht werden (Bild 17). Diese Eindrücke kann man auf den nächsten zwei Kilometern in aller Ruhe geniessen, denn es geht kaum bergauf. Das nächste Etappenziel ist dann das Hotel Rosenlaui, ein beeindruckender Hotelpalast (Bild 18 und Bild 19). Eine im 18. Jahrhundert gefundene Schwefelquelle ließ das Hotel schnell sehr berühmt werden, sogar Goethe übernachtete einmal hier. Direkt danach wird es für einen Kilometer wieder etwas steiler, und nach dem nächsten, dem letzten flachen Kilometer dieses Passes erreicht man die Schwarzwaldalp, das letzte Haus auf dem Weg zur Großen Scheidegg. Ab hier ist die Straße für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt, alleine die Postbusse bzw. die Grindelwaldbusse dürfen weiterfahren. Das tun sie ab und an in respektablem Tempo, wenn man die Hupe hört, tut man gut daran, sich möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Die Landschaft ändert sich nun auch: der Wald lichtet sich, es wird herber (Bild 20 und Bild 21). Dominiert wird der Blick jedoch immer noch vom Rosenlauigletscher sowie dem Wetterhorn und dem Wellhorn (Bild 22). Allerdings warten nun erst einmal Höhepunkte ganz anderer Art auf den Radfahrer: bis zu 15 % ist die Straße nun steil, da bleibt nicht viel Muße, um die Landschaft zu genießen. Der Schweiß rinnt, man überholt die Wanderer nur sehr langsam und spürt jedes Gramm, das irgendwo an Rad oder Körper zuviel ist. Nach dieser Strapaze bedeuten die 8–10 % der letzten Kilometer bis zur Passhöhe schon fast eine Erholung. Man fährt zwischen den letzten Bäumen nach oben, sieht die Passhöhe vor sich und plötzlich, in den Schlussserpentinen, sieht man, wie sich ganz langsam der Gipfel des Eiger förmlich über den Rücken der Großen Scheidegg schiebt (Bild 23). Und schon ist man oben, kann mitleidig auf die zurückblicken, die da noch kommen (Bild 24). Leider gibt es hier kein großes Passschild, für das obligatorische Passfoto muss der Wanderwegweiser herhalten (Bild 25). Und anschließend kann man die Aussicht genießen: Grindelwald im Tal, darüber Männlichen, Lauberhorn, Kleine Scheidegg, Schilthorn, Eiger, Mönch, Wetterhorn - das berühmte Herz des Berner Oberlandes präsentiert sich dem erschöpften Passbezwinger. Der allerdings nun eine schöne, steile und im ersten Teil autofreie Abfahrt vor sich hat. Doch Achtung: Autofrei heißt nicht busfrei, und ein plötzlich auftauchender Postbus kann bei einer rasanten Abfahrt für starke Adrenalinschübe sorgen.

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Die Bilder

Bild 1:
Jungfraublick in Interlaken
Bild 2:
Steigung nach Burglauenen
Jungfraublick
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Erste Steigung
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Bild 3:
Abends in Wolken ...
Bild 4:
... morgens in der Sonne, die Eigernordwand
weg
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da
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Bild 5:
Ab hier nur noch Postautos
Bild 6:
Kabine des Wetterhornaufzugs, der ersten Seilbahn der Schweiz
Straßensperre
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Wetterhornaufzug
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Bild 7:
Ernstzunehmende Schilder
Bild 8:
Der Eiger mit seiner berühmten Nordwand
Anstösser frei
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Eiger
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Bild 9:
Der Gipfel des Wetterhorns im Gegenlicht
Bild 10:
In dieses Tal hat sich der Obere Grindelwaldgletscher zurückgezogen
Wetterhorn
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Gletschertal
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Bild 11:
Blick zurück, über den Wolken der Eiger, darunter die Kleine Scheidegg
Bild 12:
Gastronomie auf der Passhöhe
Eiger
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Restaurant
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Bild 13:
Sherlock Holmes
Bild 14:
Der Ortskern von Meiringen
Sherlock Holmes
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Meiringen
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Bild 15:
Meiringen und Hasliberg
Bild 16:
In der Gschwantenmad
Meiringen
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Gschwantenmad
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Bild 17:
Bilderbuchschweiz
Bild 18:
Hotel Rosenlaui
Bilderbuchschweiz
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Hotel Rosenlaui
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Bild 19:
Hotel Rosenlaui
Bild 20:
Das Gröbste ist geschafft
Hotel Rosenlaui
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Rückblick
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Bild 21:
Blick zurück von fast ganz oben
Bild 22:
Das Wetterhorn über den letzten Metern der Straße
Rückblick
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Wetterhorn
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Bild 23:
Das Erscheinen des Eiger
Bild 24:
Die letzten Meter
Eiger
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Letzte Meter
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Bild 25:
Passfoto mit Behelfspassschild
Passfoto
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© der Fotos: Holger Rudolph



Die Anreise

Nach Interlaken
  • Mit der Bahn: Interlaken ist einfach von den großen Schweizer Städten mit der SBB zu erreichen, viele Direktverbindungen ab Basel, Bern, Zürich oder Romanshorn, sogar von Deutschland gibt es einige Direktverbindungen (allerdings z. T. mit ICE, also ohne Fahrradtransport)
  • Mit dem Auto: Von Osten wie nach Meiringen, ab dem Brünigpass weiter nach Interlaken. Von Westen bis Bern, dann weiter auf der A8 in Richtung Spiez/Interlaken

Nach Grindelwald
  • Mit der Bahn: In Interlaken-Ost umsteigen in die Regionalbahnen der Berner-Oberland-Bahn nach Grindelwald
  • Mit dem Auto: Wie nach Interlaken, von der Ausfahrt Wilderswil durch das Lütschinental nach Grindelwald

Nach Meiringen
  • Mit der Bahn: Mit der SBB bis Luzern, dort in die Brünigbahn nach Meiringen umsteigen, oder umsteigen in Interlaken
  • Mit dem Auto: Von Norden/Osten bis Luzern, dann auf der A2 weiter in Richtung Gotthard, bei der Verzweigung Lopper abbiegen auf die A8 in Richtung Sarnen. Weiter über den Brünigpass. Von Westen über Bern und Interlaken

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Die Unterkunftstipps

Grindelwald
  • Der Camping Eigernordwand hält, was er verspricht (siehe Bild 3 und Bild 4...). Viele Dauercamper, aber auch genügend Platz für Tagesgäste. Saubere Sanitäre Anlagen, Hotel und Restaurant direkt auf dem Platz
Meiringen
  • Der Camping Balmweid liegt etwas außerhalb von Meiringen im Ortsteil Balm. Etwa die Hälfte ist für Dauercamper reserviert. Sehr saubere canitäre Anlagen, Restaurant und Supermarkt auf dem Platz.

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